Besuch des deutschen Bundespräsidenten sorgt für Chaos im AKH

Am 13.05.2023 besuchte der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Österreichs Hauptstadt Wien, um an einer Veranstaltung im Observatorium Alsergrund teilzunehmen, so eine Pressemitteilung der LPD Wien vom 28.05.

Um 09:15 Uhr wurde der Gast durch eine österreichische Delegation am Flughafen Schwechat begrüßt und anschließend ins Hotel gebracht. Von dort aus ging es zum Observatorium. Dort sollte der Staatsgast eine Rede halten, doch als er die Bühne betrat, seien plötzlich Schüsse gefallen. Bei der nachfolgenden Evakuierung wurde Herr Steinmeier leicht verletzt und mit einem Konvoi ins AKH Wien gebracht. Später stellte sich heraus, dass die Schüsse kein Attentat auf den Bundespräsidenten darstellen sollten. Es sei bei einem Streit im Publikum ein Messer gezückt worden, woraufhin ein Sicherheitsdienst einen Warnschuss abgab. Die Situation vor Ort konnte unter Kontrolle gebracht und der Verdächtige festgenommen werden.

Laut LPD-Wien soll es im AKH im Eingangsbereich zu einer Auseinandersetzung mit zwei Personen gekommen sein. Eine der Personen sei mit der Dienstwaffe gestoppt worden. Beide wurden festgenommen. Laut der Polizei sei es zu keinem Zeitpunkt zu Einschränkungen des Betriebes im AKH gekommen. Dem widersprechen die Beobachtungen vor Ort: Ein AX-Media Mitarbeiter erlebte, dass der Zugang zum AKH durch die Polizei schwer bewaffnet abgesichert und versperrt wurde. Zivilisten, die in die Notaufnahme wollten, wurden abgewiesen und daran gehindert, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zudem wurden die Mitarbeiter der AX Media aus der Tiefgarage des AKHs verwiesen.

Die Schließung des AKHs für die Zivilbevölkerung geschah ohne Rücksprache mit dem Personal des Krankenhauses oder des Rettungsdienstes. Kritische Patienten seien zum weiter entfernten LKH in Mödling gefahren worden, da die Polizei die gesamte untere Etage des AKHs absperrte. Es gelang dem Redakteur schließlich, über die Außentreppe in die zweite Etage des AKHs zu gelangen und mit einer privaten Sicherheitsbediensteten des Bundespräsidenten zu reden, diese ließ ihn dann bis zur Anmeldung der Notaufnahme vor.

 

Ein Mitarbeiter der Berufsrettung Wien äußerte sich folgendermaßen:

“Ich hatte gerade einen Patienten in die Notaufnahme gebracht und putzte in der Einfahrt den Rettungswagen. Plötzlich wurde ich quasi überrannt von Funkwagen, die die Einfahrt abriegelten. Ich wurde zum nächsten Einsatz alarmiert. Ein Zivilist, der gerade die Notaufnahme aufgrund einer Armverletzung aufsuchen wollte, wurde der Zugang verwehrt und stattdessen an mich verwiesen. Ich musste jedoch zu einem Reanimationseinsatz fahren.“

 

Ein anderer Mitarbeiter, der auf Nachforderung durch den Landespolizeipräsidenten in Dienst kam, berichtete folgendes:

Als ich dann mit dem RTW (Zentrale-1) am AKH ankam, konnte ich eine sehr große Polizeipräsenz feststellen. Alle Ein- und Ausgänge waren durch Beamten verschiedener Abteilungen, LVA, LKA, Cobra… abgeschirmt. Als ich auf das Gelände des AKH fahren wollte, wurde ich erst gefragt, warum ich denn dahin möchte.”

 

Der Mitarbeiter habe erklärt, dass er auf Nachforderung der Polizei dort war und sei daraufhin auf das Gelände gelassen worden. Vor Ort habe er eine Person mit Kreislaufstillstand vorgefunden, die bereits durch einen Polizeibeamten reanimiert wurde. Bei dem Patienten soll es sich um einen Attentäter gehandelt haben, der es auf den Bundespräsidenten abgesehen haben soll. Nach erfolgreicher Wiederbelebung sei der Patient dem AKH übergeben worden. Circa eine dreiviertel Stunde habe der Ausnahmezustand am AKH angedauert. Der Mitarbeiter wurde noch zu einem zweiten Einsatz am AKH gerufen, eine Person sei von einem Funkwagen angefahren worden. Das Tatfahrzeug habe sich aber bereits nicht mehr vor Ort befunden.

Kurz und knapp: Sehr chaotische und unübersichtliche Situation, die durch die LPD sehr schlecht gelöst wurde, vor allem da keine Patienten das AKH betreten durften und alle von der Berufsrettung behandelten Patienten ins LKH Mödling transportiert werden mussten.“, fasste der Mitarbeiter das Geschehen am 13.05. zusammen.

Die Redaktion kann daher die Einschätzung der LPD-Wien, dass es zu keinen Einschränkungen am AKH kam, nicht teilen. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes wurden nicht ausreichend über das Vorgehen informiert und nicht einbezogen. Auch wenn es sich bei dem Bundespräsidenten sicherlich um eine wichtige Persönlichkeit handelt, rechtfertigt dies nicht, eine der für die Infrastruktur Wiens bedeutendsten Notaufnahmen völlig lahmzulegen. Hier wäre die Erstellung eines Sicherheitskonzeptes, in Zusammenarbeit mit der Berufsrettung und des AKH-Personals, wie man in solchen Fällen den Schutz der Person aufrecht erhalten und zugleich den Betrieb des AKHs gewährleisten kann, angebracht, statt einer Selbstbeweihräucherung über einen vermeintlich gelungenen Einsatz im Krankenhaus.

 

Autor: [Ressortleiterin] Rebekka Scharfenstein im Namen d. AustriaX Media Group geführt v. Harama Ganesha

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