Feuerwehr in Action: Gefahrstoffübung

Auch Profis müssen trainieren. Darum fand in Mödling am 11.09.2022, einem Sonntagabend, eine gemeinsame Übung der freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr statt. Aufgrund von zu vielen Eigeneinsätzen konnte die Berufsrettung nicht wie geplant teilnehmen. Zudem verschob sich der eigentliche Übungstermin aufgrund zweier Unfälle mit eingeklemmten Personen auf der Autobahn um 40 Minuten.

 

Dennoch versammelten sich ein Kommandowagen, ein Tanklöschfahrzeug und zwei Mannschaftstransportfahrzeuge der freiwilligen Feuerwehr und ein Hilfeleistungslöschfahrzeug, ein Dekontaminationsfahrzeug sowie zwei externe Beobachter der Berufsfeuerwehr auf einem abgelegenen Parkplatz.

 

Dort wurde das Szenario “PKW gegen Sprinter mit Gefahrgutstoffen” geprobt. Dabei musste nicht nur auf den 1000l Container Pyrethroid-Pestizid – so die orangene Gefahrguttafel- Rücksicht genommen werden. Zuerst stand die Personenrettung an, denn vier Zivilisten hatten sich bereit erklärt, für diese Übung Statisten zu spielen. “Ich fand es sehr spannend. Und ich unterstütze die Feuerwehr gerne für solche Übungen.”, berichtete eine Mime. Im Großen und Ganzen habe man sich gut versorgt gefühlt. Jedoch sei das Dekontaminationsspray sehr kalt, erzählte die Teilnehmerin.

 

Die Freiwilligen haben das erste Mal bei einer solchen Übung mitgespielt. Die Hilfe von der Feuerwehr mussten sie in echt jedoch schon häufiger in Anspruch nehmen. “Wir sind quasi keine Statisten, wir sind Profis”, merkte einer der Geretteten augenzwinkernd an. Die Bergung aus den Fahrzeugen sei aus ihrer Sicht sehr flott vonstatten gegangen.

 

Das lobte auch Übungsleiter Masching in der Auswertung: Die Crashrettung habe in einem solchen Szenario Priorität, da die Gefahrenstoffe für ungeschützte Personen lebensgefährlich sein können.

 

Durchgeführt wurde die Personenrettung von der ersteintreffenden freiwilligen Feuerwehr. Für die Kameraden in den orangenen Schutzanzügen war es das erste Mal, mit Gefahrgut konfrontiert zu werden – auch wenn es hier ja nur ein Probelauf war.

 

Die nachrückende Berufsfeuerwehr kümmerte sich dann um das Abdichten des Lecks im Container und um das Abbinden von ausgelaufenen Pestiziden auf dem Boden. Dazu besitzt die Feuerwehr spezielle Chemikalienschutzanzüge, die sie komplett von der Umwelt isolieren. Mithilfe des Dekontaminationsfahrzeuges werden die Anzüge im Anschluss des Einsatzes wieder gereinigt und eventuell anhaftende Gefahrstoffe beseitigt.

 

Gefahrguteinsätze seien grundsätzlich ein heikles Thema, erklärte Herr Masching. Es käme verhältnismäßig selten zu solchen Szenarien, gerade deshalb sollten sie geübt werden.

 

In der Übung handelte es sich beim Gefahrgut um Pestizide, die in der Landwirtschaft verwendet werden. Aber auch anderswo kann man auf giftige Chemikalien stoßen. So kam es am 27.08.2022 zu einem Vorfall im AX-Fitnesscenter, der sich zu einem heiklen Gefahrguteinsatz entwickeln sollte.

Dort wurden kurz nacheinander zwei Personen während des Schwimmens bewusstlos. Sie konnten von einem weiteren Schwimmer rechtzeitig aus dem Wasserbecken gerettet werden, bevor schlimmere gesundheitliche Folgen drohten.

 

Es kam jedoch schnell der Verdacht auf, dass der Grund für die Bewusstlosigkeit wortwörtlich „in der Luft“ lag, da auch die dritte Person gegenüber der Berufsrettung über Atembeschwerden klagte. Der Rettungsdienst evakuierte mit Hilfe der Exekutiven das Fitnesscenter zunächst in den Empfangsbereich, im weiteren Verlauf dann nach draußen.

 

Da die Berufsfeuerwehr zu dem Zeitpunkt nicht verfügbar war, wurde die Freiwillige Feuerwehr Wiener Neustadt alarmiert. Diese betrat mit Schutzausrüstung das Gebäude und begab sich auf Ursachensuche. Währenddessen baute die Berufsrettung einen Bereitstellungsplatz mit mehreren Fahrzeugen auf, darunter der K5 des Katastrophenzuges, 2 RTWs und ein Notarzteinsatzfahrzeug.

 

Bald darauf wurde durch die Exekutive eine Sperrzone von 500 m im Gebiet ausgerufen. Den Grund dafür erfuhr die Redaktion im Nachhinein durch den Einsatzleiter der Polizei. So sei eine Tasche mit zwei 10L-Chlor Kanistern gefunden worden, welche mit einer Platine verbunden war. Da das Konstrukt einem Bombenzünder ähnelte, wurde die Wega nachgefordert. Diese rückte mit Spezialtechnik an, durch die der Zünder entschärft werden konnte.

 

Anschließend wurden die Gefahrstoffe durch die Feuerwehr abtransportiert und fachgerecht entsorgt. Über Täter und Tathintergrund ist der Redaktion nichts bekannt. Alle Sperrzonen wurden inzwischen wieder aufgehoben und das AX-Fitness konnte nach ausreichender Belüftung wieder zur Nutzung freigegeben werden.

 

Dank regelmäßigen Trainings können die Feuerwehren Einsätze wie diese sicher abwickeln. Größere Übungen verbessern zudem die Kommunikation zwischen Freiwilliger- und Berufsfeuerwehr und anderen Einsatzorganisationen. Ein weiteres Ziel ist es, die Dauer der “Chaosphase”, also der Zeitspanne, in der nicht klar ist, wer was zu tun hat, zu minimieren.

 

Die Redaktion bedankt sich bei der Feuerwehr für die Möglichkeit, der Übung beizuwohnen.

 

 

Autor: [Ressortleiterin] Rebekka Scharfenstein im Namen d. AustriaX Media Group geführt v. Harama Ganesha

Bilder: [Ressortleiterin] Rebekka Scharfenstein & [Chefredakteur] Harama Ganesha

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