Dieses Audio wurde gesprochen von: Vivi
KAPITEL 11
Hochs und Tiefs
Wer einen Schnellstart hinlegt, kommt schnell ins Stolpern. So auch die AX-Media Group. Nachdem wir staatlich registriert waren, besseren Lohn bekamen, Firmenfahrzeuge und neue Möglichkeiten, unsere Artikel zu veröffentlichen, ging es nicht mehr voran.
Kurzzeitig schwebten wir auf Wolke sieben, mit vier neuen Auszubildenden auf einen Schlag, von denen uns jedoch drei kurz darauf schon wieder verließen. Auch andere Mitarbeiter kündigten oder wurden entlassen, aus verschiedensten Gründen. Artikel schreiben, das war nicht jedermanns Sache. Mein Chef machte sich ernsthafte Sorgen um die Zukunft der Firma, ich versuchte positiv zu bleiben.
Das Journalistenleben hatte mich gepackt. Auch wenn ich weitaus schüchterner und zurückhaltender unterwegs war als mein Chef, hatte ich eine Seite an mir entdeckt, die ich vorher nie wahrgenommen hatte – war es doch immer mein einziger Traum gewesen, im Rettungsdienst Menschen zu helfen.
Die ersten Gespräche mit Exekutivbeamten, um an Informationen zu kommen, waren sehr ernüchternd. Wenn man nicht weggeschickt wurde, so bekam man meistens kein anderes Wort als “Dazu kann ich Ihnen nichts sagen.” heraus. Es brauchte Zeit und viele Gespräche, um zu lernen, miteinander auszukommen. Hier nochmal ein Dankeschön an den Wiesbauer, der uns einmal für eine wirklich laaaange Diskussion seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hatte.
Es herrschten viele Vorurteile, aber auch berechtigte Kritik, eine grundlegende Skepsis und vermutlich auch viel Unsicherheit gegenüber der jeweils anderen Partei. Ich konnte es verstehen, wir waren neu, wir bedeuteten Stress, wir verursachten Arbeit. Nach der anfänglichen Phase des gegenseitigen “Anknurrens” schafften wir es, einige Probleme abzubauen.
Und so kam es zu meiner ersten Pressekonferenz, an der ich teilnahm. Ich war aufgeregt, fragte noch die anderen, ob wir uns vorher nicht ein paar Fragen überlegen wollten, aber dann standen wir auch schon vor der Tür und wurden eingelassen. Das erste Mal im Presseraum der LPD Wien.
Ehrlich gesagt, so besonders ist der Raum nicht. Einige Stühle, vorne auf einer Bühne das Rednerpult mit Mikrofon, im Hintergrund riesen groß das Logo der Polizei. Doch es ging ja auch nicht um den Raum, sondern die Tatsache, dass wir im direkten Austausch standen, Informationen nicht nur vorgesetzt bekamen, sondern auch nachfragen konnten. Das sich jemand Zeit für uns nahm.
Es blieb nicht bei dieser einen Konferenz. Es folgten noch viele weitere. Manchmal fragten wir speziell zu einem Fall nach, manchmal wurde auch einfach öffentlich angekündigt, dass eine Pressekonferenz stattfand und nicht selten hatten wir gar nichts von dem Ereignis mitbekommen, von dem sie dann dort erzählten. Sogar einige andere Bürger Wiens interessierten sich plötzlich für die Pressekonferenzen. Was ich leider an dem Tag bemerkte, als ich ausnahmsweise zu spät zum Termin kam.
Eine Kollegin, ich nenne sie die “Lilie”, saß bereit drinnen, ich fragte sie über Funk, ob sie jemanden bitten könnte, die Tür für mich aufzumachen.
Mir wurde geöffnet, ich ging den bekannten Weg durch den kurzen Flur, öffnete die Tür: Statt wie erwartet nur meine Kollegin dort sitzen zu sehen, war der Raum voller Menschen. Gut, es waren noch einige Stühle frei, doch allein die Tatsache, dass jemand anderes als die AX Media Group anwesend war, überraschte mich. Die Lilie war sogar so lieb, darum zu bitten, den Anfang nochmal zu wiederholen, den ich verpasst hatte, sodass ich nicht fragen musste.
Das plötzliche Interesse an den Pressekonferenzen in der Zivilbevölkerung überraschte mich positiv. Es war ein weiterer Schritt zu mehr Kommunikation und mehr Reden bedeutete ein besseres Zusammenleben in Wien.