Dieses Audio wurde gesprochen von: Vivi & Andi

KAPITEL 19

Liebeswirren

 

Die Katze hatte ihr erstes Date. Für den Notfall hatten wir uns ein Codewort ausgemacht, wann wir sie da raus holen sollten. Aber anscheinend lief es ganz gut, denn das Wort erklang während des ganzen Abends nicht. Beflügelt von diesem Erfolg, planten wir, also die Katze, Mütze und ich, bereits, die nächsten Pärchen zu verkuppeln. 

Mütze lernte ich ebenfalls über die Sportgruppe kennen. Er war noch recht jung, nie um einen Spruch verlegen, derjenige mit dem größten Auto im Freundeskreis, ein uralter, rostiger Camper, aber eine treue Seele, die sich um alle kümmerte.

 

Unser Ziel war die Lilie und einer unserer Arbeitskollegen, Frechdachs. An sich war Frechdachs nicht fies oder gemein, doch seine Sprüche hatten das Potenzial dazu. So pflegte er mich mit den Worten „Wann machst du endlich deine Schöhnheits-OP?“ zu begrüßen und verglich meine Position als Ressortleiterin in der AX-Media mit dem Zitat: „Wenn das ein Puff wäre, wärst du die Puffmama.“ Zum Glück kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht böswillig ins Fettnäpfchen trat, ansonsten hätten wir wohl ein ernsthaftes Problem miteinander.

 

Aber zurück zu unserem Ziel. Ein ausgeklügelter Plan wurde geschmiedet, wie man den beiden etwas gemeinsame Zeit verschaffen könnte. Wir planten ein gemeinsames Grillen am Strand, die Katze wollte als Begründung sagen, dass wir ihren neuen Freund kennenlernen sollten, und das stimmte ja auch zum Großteil. Nach einer Weile sollte ich Mütze bitten, mich zurück zu fahren, da man mich in der Rettung benötigen würde und die Katze sollte ihren Freund bitten, sie zur Baustelle zu bringen, bei der sie nebenberuflich arbeitete, weil ihr Bauleiter irgendetwas von ihr wollen würde.


Wir waren noch mitten in der Planung, als uns die Lilie ganz beiläufig informierte, sie würde sich jetzt mit einem gewissen Herrn von der Polizei treffen. Ich kannte denjenigen durch den alten Hasen und unser Leistellensystem, wenn ich als Disponent die Exekutive nachforderte. Es war ein netter Kerl, den wir alle eigentlich sympathisch fanden, darum war unser nachfolgender Plan ein wenig von Gewissensbissen geprägt. Aber wir wollten nun mal Frechdachs die Chance verschaffen, alleine mit der Lilie zu reden. Daher kamen wir auf den glorreichen Gedanken, das Date zu verhindern. Ich sollte die Lilie anrufen und erklären, dass ich die Katze zu einer dunklen Gestalt ins Auto steigen sehen hatte und sie nun nicht mehr erreichte. Dann sollte ich eine gemeinsame Suche vorschlagen. 

Leider brachte die Lilie ihr Date, den Sanftmütigen, gleich mit zum Stephansplatz und ich musste die hilfsbereiten Securitasmitarbeiter davon abhalten, unnötigerweise die Polizei zu rufen. Also brachen wir den Versuch ab. Die Lilie fuhr mit dem Sanftmütigen wieder davon und wir hofften auf das Grillen am nächsten Tag.

 

Doch unsere Verkupplungsversuche standen unter keinem guten Stern. Die Katze lud noch jemanden ein, dem wir am Tag zuvor bei der Führerscheinprüfung geholfen hatten und der ein Freund ihres Dates, dem Engel, war, um ihn mit mir zu verkuppeln.

 

Wir fuhren gemeinsam los und hielten extra beim Baumarkt, um alles benötigte, wie Brennholz und ähnliches zu kaufen. Dann ging es zum Strand. Unterwegs fiel der Katze ein gravierender Rechenfehler auf. Mütze, die Lilie und ich saßen in Mützes Camper. Die Katze, Frechdachs, Engel und sein Freund saßen im Auto des Frechdachses. Die Lilie und Frechdachs ohne Fahrzeug zurückzulassen, ging nicht auf, wenn nicht jemand zufällig einen KFZ-Diebstahl begehen wollte.

 

Zeit zu zweit hatten sie trotzdem, denn am Strand bemerkten wir, dass wir zwar alle im Baumarkt gewesen sind, aber keiner das wirklich Wichtige zum Feuermachen gekauft hatte. Die Lilie und Frechdachs fuhren denselben Weg zum Baumarkt zurück, um die Feuerstelle zu kaufen. Währenddessen bauten wir Campingstühle auf und weihten den Engel und seinen Freund in unseren Plan ein.

Um den Grillausflug kurz zu fassen: Am Ende landete Mütze im Krankenhaus, die Katze hatte Liebeskummer, weil sie glaubte, das würde mit ihrem Engel doch nichts werden, ich war nach wie vor Single und die Lilie traf sich weiter mit dem Sanftmütigen. 


Den Liebeskummer konnten wir mit einem gemütlichen Abend am Staudamm lindern. Wir saßen auf Mützes rostigem Camper, betrachteten die Landschaft im Dämmerlicht und überzeugten die Katze davon, das Engel ganz sicher nicht schwul wäre und ehrliche Gefühle für sie empfand. Die Lilie hatte den Sanftmütigen dabei und wir einigten uns stillschweigend darauf, diese Liebesbeziehung von nun an zu akzeptieren. Deshalb war zwar Frechdachs später ziemlich enttäuscht und Mützes Versuch, ihn zu trösten, endete damit, dass die beiden stockbesoffen auf Engels Sofa ihren Rausch ausschliefen, aber so war das Leben. Xantipphe kam mit dem alten Hasen zusammen. Zwischen der Drachenzähmerin, ich werde sie später vorstellen, und dem Chefarzt funkte es dagegen nicht, zumindest bis jetzt noch nicht. Ich bin nicht sicher, wie sich das noch entwickeln wird. Im Übrigen traf ich den alten Hasen plötzlich als Notarzt in meiner Rettungswache an. Er hatte nach einer langen Pause wieder in seinem alten Beruf angefangen und ausgerechnet Xanthippe an ihrem ersten Tag, als neue Praktikantin zugewiesen bekommen.