Dieses Audio wurde gesprochen von: Andi
KAPITEL 22
Noch mehr Menschen
Ich versuche ja immer, möglichst passende Namen für die Personen zu finden, denen ich so im Leben begegnet bin. Manchmal ist es schnell und klar, manchmal dauert es auch ewig. Für den Kollegen von Engel, den die Katze spontan mit zum Grillen eingeladen hatte, musste ich eine Weile überlegen. Um seinen häufigsten Job auf dem Beifahrersitz meines Autos zu würdigen, ist die Entscheidung auf “der Navigator” gefallen. Passend für diese Aufgabe hatten wir oft ein paar Verständigungsprobleme. Manchmal befand sich seine Stimmlage auf einer Frequenz, die meine Ohren einfach nicht mehr differenziert wahrnehmen konnten, und dann kam lediglich ein gleichmäßiges, rhythmisch-monotones Brummen bei mir an.
Den Navigator lernte ich ursprünglich mit der Katze und Mütze beim Stephansplatz kennen, als er gerade zum fünften Mal durch die Führerscheinprüfung fiel. Wir beschlossen, ihm zu helfen. Mütze schaute an jeder Kreuzung nach rechts, ob frei war. Die Katze piepste sich die Seele aus dem Leib, sobald wir uns einer Ampel oder Haltelinie näherten und ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, loszumeckern, sobald der Tacho mehr als 50 km/h anzeigte, welche ich liebend gerne erfüllte. Tatsächlich bestand er, und den LKW-Führerschein und Bus-Führerschein machte er gleich hinterher. Die zweite Begegnung war dann beim Grillen und mit der Zeit gehörte auch er zu unserem engeren Freundeskreis.
Eine weitere wichtige Person in meinem Leben wurde die Drachenzähmerin. Diese Dame gewann sehr schnell meine Bewunderung und ihren Namen, als sie bei einem Einsatz mit meinem Chef und dem alten Hasen gleichzeitig diskutierte und dabei die Oberhand behielt, ohne persönlich oder beleidigend zu werden. Ich verstand mich sehr gut mit der Polizistin, und während wir gemeinsam bei einer Flughafenabsicherung herumstanden, sie in Polizeiuniform, ich als Notfallsanitäterin, tauschten wir Nummern aus, auch aufgrund meines Jobs bei der AX Media Group, um bei öffentlichkeitsrelevanten Vorfällen informiert werden zu können. Sie erwähnte nebenbei, dass sie eine Kollegin fragen wollte, ob sie zusammen eine WG gründen könnten. Der Wohnraum war schließlich recht teuer in und um Wien. Während ich unterwegs war, schlug ich ihr ein Haus vor, von dem ich das Gefühl hatte, dass es ganz hübsch wäre und gut zur Drachenzähmerin passen würde. Gleichzeitig hielt ich selbst Ausschau nach einer Wohnung.
Bei einem zufälligen Gespräch erfuhr ich, dass ihre Kollegin bereits andere Pläne hatte und das mit der WG nicht klappen würde. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und fragte, ob die Drachenzähmerin stattdessen auch mit mir Vorlieb nehmen würde. Die grundlegende Sympathie war da, wir waren beide eher ruhige, verlässliche Menschen und kamen gut miteinander zurecht, auch wenn wir uns noch nicht lange kannten. Zudem konnte ich sicher sein, dass die Drachenzähmerin keine zwielichtigen Gestalten zu eskalierenden Hauspartys einladen würde oder unser Haus in ein Kletterparadies für Müllberg-Steiger verwandeln würde.
Die Drachenzähmerin freute sich über meine Frage und sagte zu. Der Plan stand, nun fehlte nur noch die Umsetzung.