Dieses Audio wurde gesprochen von: Andi

KAPITEL 6

Hackerangriff

 

Womit eine kleine Lokalzeitung, die gerade erst gegründet wurde, wohl als letztes rechnet, ist ein Hackerangriff. Sicher, wir hatten einige Informationen, die für den ein oder anderen recht brisant sein könnten. Aber dass jemand dermaßen viel Wert darauf legte, an dieses Wissen zu kommen, das er selbst vor Entführungen nicht zurückschreckte, hätte ich nie geglaubt.

Aufgrund einiger Vorkommnisse in der Vergangenheit, wurde entschieden, die Daten der AX-Media Group über eine Festplatte auf einen neuen, sichereren Server zu bringen. Dass ein gewisses Grundrisiko herrschte, wurde in der Vorbesprechung klar. Drei gleiche Fahrzeuge sollten für Verwirrung sorgen, vorsichtshalber sollten wir Schutzwesten tragen. Der Konvoi stand gerade bereit, wir hatten noch eine gute halbe Stunde Zeit, da meldete sich mein Chef nicht mehr im Funk. Wir brachen die Aktion ab und fuhren zum letzten bekannten Standort unseres Chefs. Dort, auf dem Parkplatz, stand allein und verlassen sein Sendewagen. Kurz darauf rief mich eine unbekannte Nummer an und fragte, ob wir irgendwelche Lösegeldforderungen bekommen hätten. Ich war skeptisch, schließlich hatten wir eben erst das Verschwinden unseres Chefredakteurs bemerkt und tat, als wüsste ich von nichts. Auf Nachfrage bei der Polizei erfuhren wir, dass der ominöse Anrufer tatsächlich ein Exekutivbeamter war, der im Fall ermittelte, und es anscheinend ein weiteres Entführungsopfer gab. Die Polizei machte sich an ihre Arbeit und wir? Wir standen vorm SPK1 herum und wussten nicht wohin mit uns. Wir sollten zur Sicherheit hier bleiben, gleichzeitig erfuhren wir keinerlei Hinweise, was mit meinem Chef war. So warteten wir eine Weile, dann wurde es uns zu fad. In zweier Teams schwärmten wir aus, in der Hoffnung, irgendwo eine Spur zu finden. Ich fuhr mit Hansen. Bei ihm fühlte ich mich sicher, tatsächlich sogar wohler als beim SPK1. Im Internet tauchten Bilder von meinem Chef und dem zweiten Opfer, einem hochrangigen Polizisten, auf. Der Hintergrund war zu verschwommen, um daraus Schlüsse zu ziehen. So fuhren wir recht planlos kreuz und quer durch Stadt- und Industrieviertel, bis plötzlich eine Gestalt unsere Aufmerksamkeit fesselte. Hellblaues Hemd, beige Hose, das konnte nur mein Chef sein. Die Hände seltsam hinter dem Rücken verschränkt, rannte er hilflos über die Straße. Wir holten ihn ein, konnten ihn beruhigen. Die Polizei kam nach, das Redaktionsteam atmete auf. Die Informationen waren futsch. Aber immerhin unseren Chef hatten wir lebendig wieder bekommen.

Danach wurde es ruhiger. AX-TV wurde in die AX Media Group umbenannt. Es gab diverse Vorfälle, Stress mit der Polizei, Stress mit kriminellen Gruppen, Stress mit Mitarbeitern… aber alles in einem überschaubaren, alltäglichen Rahmen. So alltäglich eben, wie mit einer Taschenlampe bewusstlos geschlagen zu werden. Insgesamt hatte ich jedoch den Eindruck, dass wir recht gut mit allen Parteien kommunizieren und kooperieren konnten. Natürlich dauerte es seine Zeit, bis sich alle daran gewöhnt hatten, aber dann ging alles seinen geregelten Gang.