Kleine Alltagsgeschichten aus Wien - oder "der normale Wahnsinn"
Was kann man so erleben in Wien – mag sich vielleicht einer fragen. Nun, abgesehen von den typischen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten, die wohl jede größere Stadt zu bieten hat, eine Menge. Man stelle sich nur einmal am frühen Abend auf den Platz in Wien Mitte und schon findet man einige Ereignisse, über die es sich zu berichten lohnt.
Da ist beispielsweise ein Kriminalbeamter, der bürgernah ein Gespräch für Feedback anbietet. Da sind die Wiener Einwohner, von denen sich einer daraufhin über die Umweltverschmutzung durch die Polizei beschwert, da besagter Beamter sein Fahrzeug mit laufendem Motor parkt. Und schon ist eine Diskussion im Gange, ob der Umstand, im Einsatz schnell starten zu können, dieses Verhalten rechtfertigt. Das Gespräch wird unterbrochen, da eben dieser Fall eintrifft und eine anscheinend gesuchte Person verfolgt und laut Augenzeugen festgenommen wird. Doch dieses Ereignis fesselt nicht lange die Aufmerksamkeit der Bürger. Ein Rettungswagen ohne aktuellen Einsatz steht widerrechtlich an einer E-Ladesäule, der Fahrer kommt mit einer Verwarnung davon und muss umparken.
Kurz darauf gibt ein rauchendes Auto den Passanten ein Rätsel auf. Laut Fahrzeugbesitzer ist das Auto in keiner Weise beschädigt worden. Den Rauch kümmert das wenig, er wird dunkler, bis das Fahrzeug plötzlich in Flammen aufgeht. Eine Augenzeugin erschrickt, rempelt einen anderen Zivilisten an, stolpert und stürzt zu Boden. Die alarmierte Feuerwehr kümmert sich um den Brand und die kurzzeitig Bewusstlose, diese wird zur weiteren Untersuchung ins AKH verbracht.
“So einen Käse bekommt man vom Autohaus verkauft”, beschwert sich der ratlose Fahrzeugbesitzer. Die Feuerwehr vermutet einen Kabelbruch, eventuell durch Marder verursacht. Spuren von Brandstiftung konnten nicht gefunden werden. Ein zufälliger Beobachter äußert den Wunsch nach Cola und Popcorn, kein Wunder bei dem Spektakel, das hier geboten wird.
Wo wir gerade bei Wünschen sind: Um Wien Mitte noch mehr zu einem Gemeinschaftsort zu machen, wünscht sich ein anderer Einwohner einen Pavillon mit offener Feuerstelle – aber ob das das Magistrat genehmigen würde?
Leider ohne Popcorn und Cola, dafür jedoch genauso aufregend geht es etwas später am Abend weiter. Zwei Mitarbeiter einer Wurstfirma kamen augenscheinlich auf den Gedanken, der ÖAMTC habe Blaulicht nötig. Anders kann man sich ihr Verhalten, sich auf dem Dach eines fahrenden Abschleppwagens festzuhalten und dabei “Wiuwiu!” zu rufen, nicht erklären. “Die sind mir einfach aufs Dach geklettert”, erklärt die ÖAMTC-Mitarbeiterin gegenüber der AX-Media. Weder sie noch der Vorgesetzte der beiden “Sirenen” scheinen recht begeistert von der Aktion zu sein. “Bitte nicht in Dienstkleidung”, rügt der entrüstete Geschäftsführer seine Angestellten.
Natürlich gibt es auch entspanntere Momente in Wien Mitte. Dr.med. Pichler zeigt stolz seinen Rolls Royce, man plaudert mit alten Bekannten und lernt neue Leute kennen – dann steht 21:50 Uhr plötzlich ein Busch in Flammen. Es ist kein großes Feuer, aber trotzdem unklar, wie es dazu kam.
Die Feuerwehr wird erneut alarmiert, Polizei ist bereits vor Ort und sichert den Bereich um den Busch, damit keine Schaulustigen zu nah an den Brand kommen und sich womöglich selbst verletzen. Schaulustige gibt es jede Menge. “Wien steht in Flammen”, kommentiert eine Zeugin das Geschehen. Wenn man die Brände der letzten Tage dazu nimmt, hat sie in gewisser Weise wohl recht. Glücklicherweise kann der Busch schnell gelöscht werden.
Die Ruhe währt nicht allzu lang. Eine Dame wird von der Polizei angehalten, sie soll einem Mann einen Schlag versetzt haben. Offenbar ist sie nicht die Erste, insgesamt drei Frauen sollen ihn im Verlauf des Tages geschlagen haben, und das jedes Mal aus Versehen: Sei es durch eine erschrockene Geste, dem Versuch, eine Biene zu verscheuchen oder beim zu ruckartigen Öffnen einer Autotür. “Ich weiß auch nicht, woran das liegt“, seufzt der Betroffene, er trägt seine augenscheinlich ungewöhnlich anziehende Wirkung mit Fassung. Auch die Polizei kann von dem ungewollten MIssgeschick überzeugt werden, die Dame darf ohne Anzeige weitergehen.
Popcorn gibt es zwar immer noch nicht, dafür aber zahlreiche andere Möglichkeiten den Magen zu füllen, denn der Wiesbauer hat seinen Foodtruck aufgebaut. Während viele Bürger die Möglichkeit wahrnehmen, gönnt sich ein Einwohner mutmaßlich zu viel des Guten. Betrunken torkelt er über den Gehweg, dann ist er aus dem Blickfeld verschwunden. Kurz darauf ein Rettungseinsatz auf der anderen Seite des Platzes. Patient: Der Betrunkene.
Inzwischen ist es 22:35 Uhr.
Ein VW Touran kreist immer wieder um den Platz, die Exekutive lässt sich das eine Weile gefallen. Zehn Minuten später rammt der Touran ein Ureinwohnerfahrzeug. Die Gelassenheit ist vorbei, die Polizei nimmt die Verfolgung auf. Es werden immer weniger Leute, man geht nach Hause, sich noch privat mit Freunden im Cafe treffen oder auch zur Nachtschicht. 01:11 Uhr sind in Wien Mitte nur noch zwei herrenlose Fahrräder anzutreffen, eins davon achtlos zu Boden geworfen.
Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende.
Autor: [Ressortleiterin] Rebekka Scharfenstein im Namen d. AustriaX Media Group geführt v. Harama Ganesha
