Ein ausgetrocknetes Bachbett und die Folgen menschlichen Einflusses auf die Natur
Die Natur im Allgemeinen – ein Experte zieht Bilanz
Für einen allgemeinen Überblick nahm die Redaktion Kontakt mit dem Förster Simon Kaiser auf. In einem Interview zog er Bilanz: Die Natur rund um Wien sei relativ in Ordnung, jedoch werde durch die fortschreitende Industrie die Tier- und Pflanzenwelt zurückgedrängt. Richtung Norden werde die Natur wieder belebter, da hier weniger Zivilisation vorherrsche.
Der staatlich geprüfte Förster konnte mir zudem einige Fachbegriffe erklären, auf die ich während meiner Recherche zum Bachbett gestoßen bin. So werden Gewässer in intermittierend und perennierend unterteilt. Intermittierend kommt vom lateinischen “intermittere”, was mit “unterbrechen” oder “aussetzen” übersetzt werden kann. Solche Gewässer führen nur zu bestimmten Zeiten Wasser, zum Beispiel im Frühjahr nach der Schneeschmelze oder in Gebieten des tropischen Wechselklimas zur Regenzeit. Zwischendurch können sie für längere Zeiten trocken fallen. Dies hängt mit dem natürlichen Wasserkreislauf zusammen, aber die Natur ist entsprechend angepasst. Der Großteil der Gewässer in Österreich sei aber perennierend, also dauerhaft wasserführend. Ein plötzliches Austrocknen ist hier weder natürlich, noch kann die Natur entsprechend reagieren, da die nötige Modifikation fehlt. Flüsse sind natürliche Wasserspeicher, fallen diese bei zunehmend heißeren Tagen weg, dann fehle dieser Speicher für Pflanzen und Tiere, so Simon Kaiser, die Trink- und Nahrungsquelle für Tiere versiege. Besonders gefährdet seien kleinere Tiere wie Flusskrebse und Igel.
Laut dem Förster Simon Kaiser sei ein Umdenken vor allem im industriellen Bereich erforderlich. Wien expandiere viel zu viel, dabei fehle die Rücksicht für die Natur. Die Industrie verbrauche enorme Mengen Wasser, oft werden Wasserreservoirs lediglich für den industriellen Gebrauch angelegt. Doch neben den Schäden für die Natur steigt mit zunehmender Trockenheit auch die Gefahr für den Menschen. Ein trockener Wald fängt durch eine achtlos weggeworfene Zigarette schneller Feuer. Das Risiko von Waldbränden steige.

Als Schutzmaßnahme vor Austrocknung müsse man beim Bau künstlicher Bachverläufe auf die richtigen Materialien setzen, zudem wirke eine Uferbeschattung durch Bäume der natürlichen Verdunstung entgegen. Bei natürlichen Bächen sollte das umliegende Gebiet um das Gewässer geschützt werden, denn der Bach steht nicht für sich allein. Ökosysteme sind ein Zusammenspiel aus vielen Komponenten, deren Einfluss nicht unterschätzt werden sollte.
Wem der Umweltschutz am Herzen liegt, für den ist die Aktion “Pate für ein Tier” des Förstervereins Wien zu empfehlen. Dort kann man die Patenschaft für eine bestimmte Tierart übernehmen, indem man eine Geldsumme spendet, die dann für Schutzmaßnahmen für diese Tierart verwendet wird. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Förster Simon Kaiser. Quendolin Reiners rät, sich rücksichtsvoll zu verhalten um die Natur zu schonen, Tiere nicht durch Lärm zu erschrecken und Lebensmittel bei regionalen Bauern zu kaufen.
Doch was wird nun aus dem ausgetrockneten Bachbett? Ein Revatilisierungsprogramm kommt für den Bach bei Mödling wohl nicht in Frage. Zu aufwendig sei die Wiederherstellung der Quelle und nachfolgende Umbaumaßnahmen, erklärte Quendolin Reiners. Aufwand und Nutzen stünden hier in keinem Verhältnis. Wichtiger sei es, vorhandene Gewässer zu schützen so lange es noch geht. So bleibt der Bachlauf das, was er von Anfang an war: Ein Zeuge der Vergangenheit und ein Mahnmal der Zukunft mit der Erinnerung , auf unsere Umwelt Acht zu geben.

Reportage von:
Rebekka Scharfenstein [Redakteur | Ressortleiter Umwelt & Natur]
Harama Ganesha [Chefredakteur | Geschäftsleitung]
Theo Kollek [Redakteur]
Haiko Lang [Redakteur]
im Namen d. AustriaX Media Group geführt von Harama Ganesha
